Ist mein Kind reif für den Kindergarten?

von Nicola Lüssi

 

Der Kindergarten ist ein wichtiger Lebensabschnitt für Kinder aber auch für die Eltern. Wann ist das Kind reif für den Kindergarten? Was sollte ein Kindergartenkind können und wie kann man das Kind gut auf den Kindergarten vorbereiten? Alles, was Eltern zum Kindergartenstart wissen müssen gibt es hier zu lesen!

Für Eltern ist diese Frage sicherlich nicht einfach zu beantworten. Oftmals sind es auch nicht die Kinder, die Sorgen bereiten, sondern die Eltern selbst. Das Kind auf einmal für mehrere Stunden täglich loszulassen und mit fremden Kindern, sowie auch einer fremden Aufsichtsperson alleine zu lassen, ist für viele Eltern keine einfache Vorstellung. Doch der Kindergarten ist ein wichtiger Lebensabschnitt eines jeden Kindes, denn hier erwarten es tolle Herausforderungen, die es zum Wachsen und Selbstständig-werden braucht.

Bedenken bei der Einschulung

Die meisten Kantone haben ihren Stichtag für die Kindergarten Einschulung am 31. Juli. Vielen Eltern macht der frühe Einstieg zu schaffen, denn sie befürchten das Kind sei zu jung und überfordert so viele Stunden täglich weg von den Eltern zu verbringen. Natürlich sind die Bedenken der Eltern wichtig und ernst zu nehmen, denn Eltern kennen ihre Kinder einfach am besten. Doch der neue Trend der vermehrten Rückstellung der Eltern bereitet einigen Schulpsychologen der Schweiz bedenken.

Viele Eltern glauben, dass bestimmte Kompetenzen des Kindes im Kindergarten benötigt werden und möchten diese oftmals etwas nachreifen lassen, bevor das Kind eingeschult wird. Grund dafür ist, dass die älteren Kinder einer Schulklasse den jüngeren meist voraus sind und diesen Erfolg über das gesamte Schuljahr beibehalten. Gerade in der Kindergarten- und Schulzeit können einige Monate im Alter schon große Entwicklungsunterschiede darstellen. Studien zeigen auch, dass ältere Klassenkammeraden den Übertritt ins Gymnasium häufiger schaffen, als jüngere.

Fördern statt rückstellen

Wann ein Kind in den Kindergarten darf bzw. muss ist in den meisten Städten der Schweiz nicht von den Eltern, sondern von dem jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes abhängig. Der Entwicklungsstand wird von einem Schulpsychologen, Kinderarzt oder einer Logopädin untersucht und abgeklärt. Nur mittels eines Attests ist eine Rückstellung des Kindes möglich.

In jeder Klasse, egal, ob Kindergarten oder Schule wird es immer ein jüngstes und ein ältestes Kind geben. Vielen Schulbehörden ist das latente Ungleichgewicht bewusst, weshalb sie versuchen dieses mit entsprechenden Förderungen und Unterstützungen bereits im Kindergarten auszugleichen. Doch um diese Förderungen zu erhalten, muss das Kind natürlich erstmals in den Kindergarten eintreten.

Regionale Unterschiede

Bei der Einschulung in den Kindergarten gibt es aber auch grosse kantonale Unterschiede. In 17 Kantonen müssen Kinder den Kindergarten zwei Jahre besuchen, in acht Kantonen hingegen nur ein Jahr und das zweite Kinderartenjahr ist freiwillig.

In manchen Kantonen haben die Eltern das Recht, selbst zu entscheiden, ob sie ihr Kind zurückstellen möchten und in vielen anderen benötigt man dafür jedoch ein ärztliches Attest.

Laut der Meinung von vielen Schulpsychologen sollten Rückstellungen jedoch vermieden werden, vor allem wenn es keine wirklichen Gründe dafür gibt. Kinder, die bereits auffällige Entwicklungsrückstände zeigen, sollten so früh wie möglich gefördert werden, um diese schnellstmöglich wieder auszugleichen.

Der Eintritt in den Kindergarten ist ein grosser Lebensabschnitt eines jeden Kindes und natürlich auch der Eltern. Sorgen und Bedenken gehören hier nun einmal dazu. Wenn Eltern das Gefühl haben, ihr Kind wäre noch nicht bereit für den Kindergarten, hilft es immer die Schulbehörde zu kontaktieren. Kompetente und verständnisvolle Fachkräfte stehen dort nämlich bereit, um mit den Eltern zusammen die beste Lösung für das Kind zu finden.

 

Welche Kompetenzen werden im Kindergarten erwartet?

 

  • Selbstkompetenzen

Das Kind sollte in der Lage sein sich selbstständig an- und auszuziehen, sich die Nase zu putzen, die Hände zu waschen, sowie auch alleine aufs WC zu gehen. Ausserdem ist es wichtig, dass das Kind Regeln befolgt und Ja und Nein akzeptiert. Es sollte sich auch während 15 Minuten selbst beschäftigen, ruhig sitzen und zuhören können. Erwachsene müssen als Autorität akzeptiert werden und Respekt gegenüber ihnen und auch den anderen Kindern gewährt werden.

Aufräumen, sich von den Eltern trennen können und mündliche Aufträge ausführen, sowie sich selbst ausdrücken können, sind ebenfalls Fähigkeiten, die im Kindergarten erwünscht sind.

  • Motorische Kompetenzen

Das Kind sollte vor dem Kindergartenstart bereits eine Vielzahl von Sinnes-Erfahrungen gemacht haben. Dazu gehören Sinnes-Erfahrungen mit Sand, Wasser, im Wald, beim Klettern, Treppensteigen, beim Kochen mithelfen usw. Erste Erfahrungen mit Schere, Knete, Leim, Stiften und Spielen sollten ebenfalls bereits vor dem Kindergarten gemacht werden. 

  • Soziale Kompetenzen

Kinder, die in den Kindergarten eintreten haben Kontakt zu anderen Kindern und spielen mit gleichaltrigen Kindern in der Gruppe. Ein freundliches und respektvolles Umgehen miteinander wird im Kindergarten deshalb erwartet. Ausserdem sollte das Kind, die wichtigsten Anstandsregeln kennen, dazu gehört beispielsweise auch das Grüssen und Danke-und Bitte-Sagen.

  • Sprachkompetenzen

Zu den erwünschten Sprachkompetenzen gehören, dass das Kind den eigenen Namen nennen und sich ausdrücken kann. Einfache Kenntnisse der deutschen Sprache werden im Kindergarten erwartet, dazu zählt auch das Verstehen und Ausführen kleiner Aufträge.

  • Elternkompetenzen

Beim Eintritt in den Kindergarten geht es jedoch nicht nur um die Fähigkeiten der Kinder, sondern auch von den Eltern werden gewisse Dinge erwartet. Dazu gehört die Unterstützung der Körperpflege des Kindes (regelmässiges Duschen, Zähneputzen und saubere Kleidung), das wettergemässe Anziehen (beispielsweise bei Regen eine Regenjacke mithaben), das Einpacken einer gesunden Jause, die Unterstützung beim Rucksackpacken (Wasserflasche, Turnsachen, Taschentücher...), Pünktlichkeit sowie Absprachen mit der Aufsichtsperson, wenn es dem Kind nicht gut geht oder es krank ist.

 

Wie Eltern das Kind auf den Kindergarten vorbereiten können?

 

Vor allem Kinder, die vor dem Kindergarten noch keine Krippe besucht haben oder noch nie einen Babysitter hatten, ist es oftmals schwierig sich an ein neues Umfeld, neue Regeln und eine neue Bezugsperson zu gewöhnen. Für Kinder, die wissen, dass die Eltern immer wieder zurückkommen bzw. es abholen, ist die Eingewöhnung in den Kindergarten meist viel einfacher.

In den ersten Tagen oder Wochen kann das neue Umfeld Kindergarten jedoch richtig müde machen und Tränen gehören hier auch oft dazu. Es kann aber sehr hilfreich sein, das Kind auf den Kindergarten gut vorzubereiten und schon vor dem Start ein paar Dinge zu üben, deshalb gibt es hier ein paar tolle Tipps zur Vorbereitung.  

1. Vom Kindergarten erzählen

Es ist äusserst hilfreich, dem Kind bereits vor dem Kindergartenstart vom Kindergarten zu erzählen. Hierbei ist es jedoch wichtig, auf positive und aufregende Formulierungen zu achten.

Dem Kind zu sagen, dass es jetzt schon so groß ist und endlich in den Kindergarten darf, bewirkt grosse Wunder. Durch positive Erzählungen vom Kindergarten entwickelt sich bei vielen Kindern eine richtige Vorfreude.

2. Rechtzeitig schlafen gehen

Der Kindergarten bedeutet für Kinder früh aufstehen. Für Langschläfer ist das nicht gerade einfach. Wenn das Kind dann auch noch unausgeschlafen ist, kommt es zu morgens zu Streitereien und das Stresslevel des Kindes und auch der Eltern schiesst in die Höhe. Um das zu vermeiden, ist es wichtig das Kind schon im Vorhinein an eine frühere Schlafenszeit zu gewöhnen. Wenn das Kind abends rechtzeitig im Bett ist, ist es morgens ausgeschlafen, frisch und unternehmungslustig. Der passende Schlafrhythmus sollte deshalb unbedingt schon ein paar Wochen bevor dem Kindergartenstart angewöhnt werden.

3. Der Morgen

Einige Kinder freuen sich so sehr auf den Kindergarten, dass sie es kaum mehr zu Hause aushalten. Für andere, ist das Abschiednehmen der Eltern aber nicht so leicht. Vor dem Kindergarten sollte morgens deshalb immer genügend Zeit zur Verfügung stehen. Ein gutes und gesundes Frühstück gehört hier natürlich auch dazu. Das Kind sollte definitiv in Ruhe frühstücken können, sowie auch noch ein wenig Zeit mit den Eltern haben. Stress sollte am Morgen vermieden werden, denn dieser überträgt sich auch auf das Kind.

4. Selbstverantwortung überlassen

Wird sich das Kind trennen können? Wird es beim Abschied traurig sein? Wird es gleich Freunde finden und sich in die Gruppe einfügen? Wie werden die Erzieher mit dem Kind umgehen? Diese Fragen sind für Eltern vor dem Kindergartenstart ganz normal.

Wichtig ist es jedoch als Elternteil bereit zu sein, das Kind loszulassen und ihm Verantwortung zu übergeben. Wenn das Kind sich alleine anziehen möchte oder den Rucksack selbst packen möchte, sollte es das auch tun können. Im Kindergarten müssen die Kids das ja dann auch schaffen.

5. Notwendige Fähigkeiten lernen und üben

  • Eigenständiges An- und Ausziehen
  • Sprachvermögen - sich ausdrücken können
  • Sozialverhalten - sich in die Gruppe einfügen können
  • Trennungsbereitschaft
  • Frustrationstoleranz
  • Grenzen akzeptieren - Ja und Nein kennen
  • Selbst Händewaschen und Naseputzen können
  • Verantwortung für eigene Gegenstände haben - Rucksack, Pausenbrot usw.
  • 15 Minuten ruhig Sitzen und aufmerksam zuhören können

6. Ein Stofftier zur Unterstützung

Wenn der Kindergarten dem Kind grosse Sorgen bereitet, hilft es oft einen Begleiter für die ersten Tage einzupacken. Wer eignet sich dafür besser, als das vertraute Lieblingskuscheltier?

Das Kind weiss somit, dass es nicht alleine ist und hat sofort mehr Selbstvertrauen. Auch grosse Kinder brauchen ab und zu etwas Unterstützung, um neue Situationen erfolgreich zu meistern. Gerade in den ersten Tagen kann ein Stofftier deshalb äußerst hilfreich sein.

 

Was erwartet das Kind im Kindergarten?

 

Der Kindergarten ist ein wichtiger Lebensabschnitt eines jeden Kindes und fördert die gesamte Entwicklung. Das Kind hat dort die Möglichkeit mit Freunden zu spielen, sich zu bewegen und sich an der frischen Luft so richtig auszutoben. Im Kindergarten wird das Kind in seiner geistigen, als auch in seiner körperlichen Entwicklung gefördert. Es erlernt Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, aber auch das Rücksichtsnehmen, sowie ein freundliches Umgehen miteinander. Im Kindergarten machen die Kids unglaublich tolle Erfahrungen und knüpfen wichtige Freundschaften, die oft noch in der Schulzeit anhalten. Die Kinder lernen auch von den Eltern loszulassen und selbstständiger zu werden.

Identitätswandel

Im Kindergarten entwickelt das Kind ein sogenanntes "Wir-Gefühl". Es fühlt sich ausserdem grösser und erwachsener und ist stolz Verantwortung zu übernehmen. Neue Erfahrungen und Herausforderung erwarten es, die es zum Erwachsenwerden benötigt.

Neue Rolle

Der Einstieg in den Kindergarten ist für jedes Kind ein wichtiges Ereignis. Jetzt hat es nämlich eine ganz neue Rolle: Es ist ein grosses Kindergartenkind. Zu dieser neuen Rolle gehören aber auch Verantwortung und Fähigkeiten, darunter die Beherrschung des eignen Körpers, das Sauberkeitstraining, sowie das Bewältigen verschiedenster Emotionen, ohne die Eltern gleich griffbereit zu haben.

Beziehungen

Mit dem Eintritt in den Kindergarten verändern sich auch die Beziehungen. Das Kind lernt von den Eltern unabhängiger und selbstständiger zu werden. Im Kindergarten werden neue Beziehungen aufgebaut - Beziehungen mit der Erzieherin und auch mit den Spielkammeraden. Andere zu respektieren und das Einfügen in die Gruppe, sind wichtige Fähigkeiten, die das Kind im Kindergarten erlernt.   

Neues Umfeld

Der Kindergarten ist für Kinder ein komplett neues Umfeld. Dort lernen sie geregelte Tagesabläufe, neue Räume, neue Regeln und neue Situationen kennen, die sie zum Grosswerden benötigen. Auch wenn es für einige Kinder in den ersten Tagen oder Wochen schwierig ist, sollten Eltern ihnen vertrauen und sie in der Eingewöhnungsphase besonders unterstützen.

Emotionen

Der Übergang in den Kindergarten wird von starken Emotionen begleitet. Vorfreude, Neugierde, Stolz und Aufregung gehören hier natürlich dazu. Aber auch Gefühle von Verlust und Abschied sind Teil des Eintritts in den Kindergarten und bereiten den Eltern oftmals grosse Sorgen und Bedenken. Tränen und Ängste sind jedoch ganz normal und gehören einfach zum Leben. Kinder müssen auch lernen mit solchen Gefühlen umzugehen. Eltern sollten deshalb keines Falles überreagieren, sondern Ruhe bewahren, denn die braucht das Kind in solchen Situationen.   

Der Kindergartenstart - Ein bedeutsames Ereignis für die ganze Familie

Der Eintritt in den Kindergarten ist für Kinder und auch für Eltern etwas ganz Besonderes und bleibt ewig in Erinnerung. Für viele Familien ist es ausserdem der erste Übergang in ein ausserfamiliäres Umfeld. Der Eintritt und die Eingewöhnung sind oftmals mit Sorgen, Stress und Ängsten verbunden. Aber auch Vorfreude, Aufregung und Glücksgefühle gehören zu diesem Ereignis dazu. Mit der richtigen Unterstützung und Vorbereitung, kann jedoch nichts schiefgehen und der Eintritt in den Kindergarten wird bestimmt ein Erfolgserlebnis für die ganze Familie.   


Sie lesen gerade: Ist mein Kind reif für den Kindergarten?

Zurück zur Übersicht