Tipps und Tricks, wie das Anziehen von Kindern zum Kinderspiel wird

von Vanessa Schaetz

Tipps und Tricks, wie das Anziehen von Kindern zum Kinderspiel wird

Der morgendliche Kampf beim Anziehen von Kindern ist für viele Eltern ein wahrer Alptraum. Doch mit einigen cleveren Tipps und Tricks lässt sich nicht nur der Prozess des Selbstanziehens erleichtern, sondern auch eine positive und spassige Atmosphäre schaffen.

 

Warum sich Kinder nicht anziehen möchten?

Die folgende Szene kommt bestimmt jeder Mama bekannt vor: Ihr müsst morgens zeitgerecht weg, doch das Kind protestiert, wirft sich schreiend auf den Boden und will sich einfach nicht anziehen. Wir können dich erstmals beruhigen, dass dieses Verhalten völlig normal ist — da bist du also nicht alleine.
Das Anziehdrama könnte hierbei mehrere Ursachen haben, darunter:

Entwicklung der Selbstständigkeit: Im Alter von etwa 2 Jahren streben Kinder nach mehr Selbstständigkeit. Sie entwickeln ein Bedürfnis, Dinge selbst zu machen. Sie wollen sich alleine anziehen, auch wenn sie das vielleicht noch nicht so gut können. Kinder möchten selbst darüber entscheiden, was sie anziehen und wann sie sich anziehen. Dies stimmt jedoch nicht immer mit den Vorstellungen der Eltern überein.

Stresssituationen: Stress am Morgen wirkt sich natürlich auch auf die Kinder aus. Der Zeitdruck, rechtzeitig aufzustehen und sich fertig zu machen, kann dazu führen, dass Kinder ihren Frust beim Anziehen ausdrücken. Es ist ihre Art zu sagen: "Ich brauche mehr Zeit und Aufmerksamkeit!"

Bedürfnis nach Nähe und Aufmerksamkeit: Kinder, die eigentlich schon in der Lage sind, sich selbst anzuziehen, können den Prozess hinauszögern, um mehr Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Das Anziehen wird dann zu einer Gelegenheit für zusätzliche Nähe und Aufmerksamkeit.

Fehlendes Verständnis: Kinder verstehen manchmal nicht den Grund dafür, sich warm anzuziehen. Wenn sie sich weigern, die Jacke anzuziehen, dann kann das daran liegen, dass sie das Konzept von Kälte und der Notwendigkeit, sich entsprechend zu kleiden, noch nicht verstehen. Dieses Verständnis entwickelt sich erst mit zunehmendem Alter.

Unangenehme Erfahrungen: Enge Kleidung, kratzende Materialien oder eingeklemmte Ärmel können bei Kindern schnell zu Frustration führen. Dies wird verstärkt, wenn Eltern die Kleinen "einpacken", ohne auf ihre Empfindungen Rücksicht zu nehmen.

Wenn das Anziehen am Morgen nicht so gut klappt, heisst es erstmals Ruhe bewahren. Doch haben wir hier für dich einige Tipps und Tricks, die die Anziehsache erleichtern können.

 

10 Anzieh-Tipps für einen stressfreien Morgen mit Kindern

Es gibt Kinder, die so richtige Morgenmuffel sind und vor ihrem ersten Kakao schlichtweg nicht dazu in der Lage sind, sich selbstständig anzuziehen. Andere Kinder sind morgens extrem kuschelbedürftig und können mit Anzieh-Stress einfach nicht umgehen. Jedes Kind ist anders und so eignen sich auch nicht alle Tipps und Tricks für jedes Kind. Doch versuche die folgenden Punkte als Anregung zu sehen und probiere einfach aus, was deinem Kind dabei hilft, sich gelassener anzuziehen.



  1. Die Anziehstrasse

Die Anziehstrasse ist eine tolle Möglichkeit den Tag entspannter zu starten. Hierbei wird die Kleidung abends der Reihenfolge nach aufgelegt, sodass das Anziehen am nächsten Morgen reibungslos funktioniert. Das funktioniert ab ca. drei Jahren und macht Kindern auch richtig viel Spass.

Am besten man lässt das Kind selbst entscheiden, was es anzieht (solange es sich dabei natürlich um passende Kleidung handelt) und die Anziehstrasse selbst richten. Auch wenn das nicht jeden Tag gut läuft, heisst es dranbleiben. Und auch wenn Mama und Papa mit den wilden Farb- und Musterkombinationen nicht zurechtkommen, heisst es Ruhe bewahren und das Kind einfach machen lassen. Geschmäcker ändern sich über die Jahre — keine Angst!

 

  1. Der Ton macht den Unterschied

Achte bewusst darauf, wie du mit deinem Kind sprichst.

Wenn wir genervt und gestresst sind, spüren unsere Kinder das genau. Sie reagieren besonders empfindlich und werden leicht trotzig oder sogar aggressiv. Bricht Chaos aus, neigen wir oft dazu, Befehle zu geben, Vorwürfe zu machen, oder sogar zu schimpfen, zum Beispiel:

  • "Zieh dich sofort an!"
  • "Bist du immer noch nicht fertig?"
  • "Du brauchst ewig!"
  • "Zieh dich schneller an!"
  • "Jeden Morgen das gleiche Theater mit dir!"

Wie wirken diese Sätze auf dich? Wahrscheinlich nicht sehr angenehm. Für Kinder sind solche Befehle natürlich auch nicht angenehm. Versuche es doch mal mit:

  • "Ohh, da flitzt ja ein nacktes Würmchen rum. Lass es uns schnell einfangen und warm anziehen!"
  • "Na, wie sieht’s aus? Hast du die Unterwäsche schon besiegt?"
  • "Darf ich dir beim Anziehen helfen?"
  • Wie wär’s, wenn wir uns gemeinsam anziehen?

Auch wenn es Geduld und Ruhe kostet, kann es sich oft lohnen, einfach den Ton zu ändern. Und mit etwas Übung wird das Kind viel kooperativer werden, und ihr könnt euch jede Menge Drama ersparen.

  1. Die Erfahrung lehrt mehr als Worte

Eine häufige Ursache für Diskussionen mit Kindern ist zweifellos das Wetter. "Nein, du kannst nicht ohne Jacke raus, es ist kalt. Du brauchst einen Schal, sonst wirst du krank." Dieser Dialog ist bestimmt jeder Mama bekannt.

Wie bereits oben angesprochen, fehlt Kindern oft einfach das Verständnis dafür, dass man sich bei kaltem Wetter warm anziehen muss. Kleine Kinder haben noch keine klare Vorstellung davon, was „kalt“ bedeutet. Sie spüren lediglich, dass sie im Moment warm sind und können nicht nachvollziehen, warum sie sich jetzt warm anziehen sollen.

Anstatt stundenlang auf das Kind einzureden, geht gemeinsam nach draussen und lass das Kind die Kälte selbst fühlen.

Sobald dein Kind die Kälte am eigenen Leib spürt, wird es viel eher begreifen, warum es eine dicke Jacke anziehen sollte. Doch ist es wichtig, in diesen Momenten keine Kommentare wie "Siehst du, hab ich dir doch gesagt!" abzugeben.

  1. Anziehen soll Spass machen

Kinder lieben es zu spielen, Spass zu haben und Aufmerksamkeit zu bekommen. Auch wenn das Anziehen nicht die lustigste Beschäftigung ist, gibt es Möglichkeiten es etwas spannender zu gestalten.

  • Nonsens Spiele, wie der Pullover ist ein Kitzel-Drache, Anziehen ist verboten, Mama hat ganz vergessen, wie man sich anzieht
  • Anziehen mit dem Lieblingslied — das muss natürlich richtig laut aufgedreht werden
  • Eine Anzieh-Geschichte erzählen, zum Beispiel: „Es war einmal eine kleine Maus, der war richtig kalt. Da brachte ihm sein Freund, der Fuchs, ein paar Sachen zum Anziehen. Sie wusste erstmals nicht, was sie damit machen sollte, und steckte sich die Socken auf die Ohren. Hahaha, lachte der Fuchs. Dann zeigte er der Maus, wie es richtig geht: Die Socken kommen auf die...? Füsse! Danach kommt das...? T-Shirt.“ Und so weiter. Bald wird dein Kind begeistert mitmachen.
  • Ein weiterer Tipp ist es, sich gleichzeitig mit dem Kind anzuziehen — oder ein Anziehwettrennen zu veranstalten

 

  1. Keine unerwarteten Aufforderungen, bitte!

Vor allem, wenn morgens Chaos herrscht, werden Kinder oft abrupt dazu aufgefordert, sich anzuziehen, ohne jegliche Vorwarnung. Gerade eben noch vertieft im Spiel, heisst es plötzlich: „Zieh dich jetzt schnell an, wir müssen in die Schule!“ (Ja, du hast das sicherlich schon dreimal zuvor gesagt, aber dein Kind hat es möglicherweise nicht gehört, weil es dich in seinem Spiel nicht wahrgenommen hat!)

Es ist daher wichtig, das Anziehen rechtzeitig anzukündigen und sicherzustellen, dass dein Kind die Aufforderung auch wirklich registriert. Oft hilft es, die Kleidungsstücke, die es gleich anziehen soll, einfach in Sichtweite des spielenden Kindes zu platzieren. Auf diese Weise kann es sich schon mental auf das Anziehen einstellen.

Gib ihm dann ausreichend Zeit, sich von seiner aktuellen Tätigkeit zu lösen oder versuche es, die nächsten Schritte immer gleich mit anzukündigen, wie zum Beispiel: „Jetzt gehen wir Frühstücken, dann ziehen wir uns an und dann lesen wir noch ein Buch.“ Auf diese Weise kann sich dein Kind darauf vorbereiten.



  1. Stressfrei ohne Zeitdruck anziehen

Du kennst das bestimmt — je mehr man in Eile ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein Kind sich dem Anziehen widersetzt. Aus diesem Grund sind Kinder auch besonders morgens oft bockig, trödeln oder weinen, wenn sie sich anziehen sollen.

Meist ist es jedoch so, dass je mehr Druck du ausübst, desto stärker sich das Kind wehrt. Versuche deshalb, Ruhe zu bewahren und geduldig zu sein. Plane lieber etwas mehr Zeit ein, um Stress zu vermeiden. Das gilt natürlich auch für das Aufwecken und das gemeinsame Frühstück.

 

  1. Der Kinderkleiderschrank

Ein Kinderkleiderschrank, aus dem sich Kinder selbst ihre Sachen aussuchen und herausnehmen können, kann ebenfalls helfen, das Anziehen einfacher zu gestalten. Wichtig ist hierbei, dass die Kinder selbst an ihre Kleidung herankommen. Es kann auch helfen, wenn der Schrank nicht zu voll ist und dass alles seinen festen Platz hat.

Am besten, du füllst den Schrank mit wenig Kleidung und tauschst diese immer wieder aus. So ist das Kind nicht überfordert, wenn es morgens die Kleidung für den Tag auswählt. Es kann auch Sinn machen, den Schrankinhalt immer der jeweiligen Jahreszeit anzupassen, sodass die Kids gar nicht erst auf die Idee kommen, im Winter eine kurze Hose anzuziehen.

 

  1. Personalisierte Kleidung

Für mehr Selbstbestimmung und Verantwortung ist es eine tolle Idee, die gesamte Kinderkleidung mit personalisierten Namensstickern von Stickerella gemeinsam zu beschriften. Die Sticker lassen sich hierbei komplett selbst gestalten — es können neben den Namen auch kleine Logos, wie ein Fussball oder eine Prinzessinnenkrone ausgewählt werden. So hat das Kind gleich viel mehr Bezug zu seiner Kleidung. Zudem sorgst du so auch dafür, dass es in der Kita oder Schule zu keiner Verwechslungsgefahr kommt.

 

  1. Übung macht den Meister

Ab dem zweiten Lebensjahr, während der sogenannten Autonomiephase, streben Kinder danach, sich selbstständig anzuziehen. Wenn dies nicht reibungslos funktioniert, lassen sie das oft in Form von Frustration aus. Wenn Eltern dann versuchen, "hilfreich" einzugreifen, um den Anziehvorgang zu beschleunigen, kann dies für Kinder noch frustrierender sein. Oft kommt es dann zu den wohlbekannten Trotzanfällen.

In dieser Phase ist es hilfreich, dein Kind das Anziehen selbst üben zu lassen, vorzugsweise am Wochenende, wenn ausreichend Zeit vorhanden ist. Zeige ihm dabei einige Tipps, die den Vorgang erleichtern können. Zum Beispiel werden Kinder schneller mit dem Ärmel der Jacke zurechtkommen, wenn sie zuerst die Kapuze aufsetzen.

Wenn dein Kind grundsätzlich wenig Interesse am An- und Ausziehen zeigt, können Spiele wie "Feuerwehrmann" oder "Modenschau" hilfreich sein. Kinder lieben es, sich zu verkleiden und Kostüme zu tragen.

 

  1. Altersgerechte Kleidung

Für weniger Chaos und Hektik am Morgen, achte darauf, dass dein Kind altersgerechte Kleidung hat.

Wähle Kleidung aus, die sich leicht an- und ausziehen lässt. Stiefel und Klettverschlüsse sind unkomplizierter als Schnürsenkel. Eine Hose mit Gummizugbund erspart den Kampf mit Knöpfen und Reissverschlüssen. Vermeide zu enge Kopflöcher oder generell sehr eng anliegende Kleidung, um Frust zu vermeiden.

Und keine Sorge — dein Kind wird trotzdem irgendwann lernen, wie man eine Schleife bindet. Dies geschieht jedoch meist erst im Alter von 5 bis 6 Jahren, bis dahin ist es nicht notwendig, es unnötig kompliziert zu machen.

 

Fazit

Ein Geheimrezept, wie du Kinder sofort mühelos anziehst, gibt es leider nicht. Dennoch gibt es Tipps, die dabei helfen können, das gesamte Anziehthema für beide Seiten etwas stressfreier zu gestalten.

Letztendlich basieren alle Ratschläge auf:

  • Verständnis — Je besser du dich in die Lage deines Kindes versetzen und verstehen kannst, warum es sich nicht anziehen möchte, desto effektiver kannst du darauf eingehen.
  • Gelassenheit — Wenn du selbst ruhig, gelassen und geduldig bleibst, wird auch dein Kind beim Anziehen weniger Theater machen oder sich schneller beruhigen lassen.
  • Liebe — Im Grunde wollen Kinder nur eins: unsere Liebe. Sie sind grundsätzlich zur Kooperation bereit, wenn ihre Bedürfnisse respektiert und erfüllt werden.

Bleib also geduldig und gelassen und mach dir keine Sorgen — denn auch diese Phase wird bald vorübergehen!

 

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